Ich, Sinja, bin der lebendige Beweis dafür, dass eine unfassbar schmerzhafte Trennung und der grässlichste Liebeskummer, den man sich vorstellen kann, das beste sein kann, was einem je passiert ist. Heute erzähle ich, wieso.
Mit meiner persönlichen Entwicklung und Spiritualität befasse ich mich schon seit vielen Jahren, die ersten Jahre aber eher halbherzig. Ich habe mein Leben gelebt, es war okay, annehmbar. Ich habe mich bisschen in Achtsamkeit und Empathie geübt, ab und zu meditiert, aber das war’s dann auch. Wenn etwas gut lief, hatte ich das natürlich mir selbst zu verdanken, weil ich mir so schöne Sachen erschaffen habe mit dem Gesetz der Anziehung. Wenn es mir aber schlecht ging, waren die anderen schuld. SIE haben böse, schlechte, unangebrachte Dinge gesagt und getan, die MICH wütend gemacht oder verletzt haben. Meine Mitmenschen mussten sich meinen Vorstellungen entsprechend verbiegen, sonst war ich angepisst. Und zwar richtig. Mein Wohlbefinden war zu 100% daran geknüpft, ob die Leute sich so verhalten, wie ich es möchte. Ich war abhängig.
Mein höheres Selbst hat sich das ein paar Jahre angeschaut und gehofft, dass ich auf die sanfte Tour lerne, intensiver nach innen zu schauen und in mir selbst aufzuräumen. Ich wollte meine Lektionen aber einfach nicht lernen, also musste ich einen gewaltigen Arschtritt bekommen, der mir so sehr weh tun würde, dass ich gar nicht anders kann als tiefer zu blicken und weg von meinem oberflächlichen spirituellen Geschwafel hin zu einem umfassenden Verständnis zu gelangen und mich wirklich zu befreien.
Ich wurde verlassen. Von einem Menschen, der die Schnauze voll hatte von meinem Theater, davon, es mir immer recht machen zu müssen damit er sich keine haltlosen Unterstellungen, Beschimpfungen und Tiraden anhören muss. Er hatte genug von dem weinerlichen, anhänglichen Schatten, der von mir übrig geblieben war. Ich hatte mich völlig aufgelöst in meiner Beziehung.
Die Trennung riss mir den Boden unter den Füßen weg. Mein ganzes Leben hatte sich nur um diesen Menschen gedreht, ich wusste überhaupt nicht mehr, wer ich außerhalb meiner Beziehung war. Mir wurde mein Lebensinhalt genommen. Das hat so weh getan, dass ich dachte, ich muss sterben. Keine Übertreibung, ich dachte das wirklich. Ich konnte nichts essen, nicht schlafen, ich konnte gar nichts machen. Die meiste Zeit lag ich im Bett und hab geweint. Und wenn ich nicht geweint habe, war mir kotzübel. Meine gesamte Welt war zusammengebrochen und ich hatte keine Ahnung, wie ich jemals wieder glücklich werden sollte.
Monatelang pendelte ich hin und her zwischen Schmerz und Hoffnung. Ich wollte ein besserer Mensch werden - mit dem Ziel, meine Beziehung zurückzugewinnen. Ich wollte frei und unabhängig werden - mit dem Hintergedanken, wieder attraktiv zu wirken. Ich wollte cool, entspannt und frei von Erwartungen werden - damit er wieder gern mit mir zusammen war.
Nach weiteren Monaten entpuppte sich auch das als Sackgasse. Ich wollte zwar das Richtige, aber ich wollte es aus den falschen Gründen. Ich musste lernen, dass ich mich mit diesen Bemühungen nur selbst überlistet hatte. Frei und unabhängig sein wollen mit dem Ziel gemocht zu werden: Ein Widerspruch in sich. Irgendwann hab auch ich das begriffen.
Dann hat sich ganz allmählich wirklich etwas in mir verändert. Ich habe gelernt, allein zu sein. Ich habe alte Interessen wiederentdeckt und mich nach und nach daran erinnert, wer ich eigentlich ohne eine Beziehung bin. Mit der Zeit habe ich die Fähigkeit entwickelt, Mitgefühl für mich selbst zu empfinden, mich zu trösten und zu halten, wenn der Liebeskummer und die Eifersucht wieder einmal an mir gezerrt haben. Dabei habe ich erstaunt festgestellt, wie viel Kraft eigentlich in mir schlummert. Und diese Kraft hatte ich jahrelang einfach nach außen abgegeben. Ich habe die Macht über mein Glück anderen in die Hände gelegt, weil es so logisch und einfach schien. Ich habe nicht gesehen, dass sie eigentlich die ganze Zeit bei mir lag, weil ich so damit beschäftigt war, mein Umfeld dazu zu erziehen, meinen Vorstellungen zu entsprechen.
Als ich anfing, zu 100% die Verantwortung für meine Launen und mein Befinden zu übernehmen, hat sich mein Leben sehr schnell zum positiven verändert. Es lag nun in meinen Händen, wie ich mich fühle. Ich habe verstanden, dass ich nichts tun brauche, als meine Perspektive auf eine Situation zu verändern. Anstatt über die anderen zu schimpfen und darüber zu jammern, wie schwer ich es habe, habe ich begonnen mich zu fragen, was mein Befinden über MICH aussagt. Welche Glaubenssätze habe ich verinnerlicht, dass ich eine Situation so einschätze und nicht anders? Dienen mir diese Glaubenssätze? Nein? Wieso lasse ich sie dann nicht einfach los?
Und so schäle ich nach und nach Schicht für Schicht alle Bewältigungsstrategien, Konditionierungen und Muster ab, die mir nicht dienlich sind. Bis heute.
Mit der Zeit wurde ich WIRKLICH immer unabhängiger und freier. Es kam immer seltener vor, dass ich wütend oder verletzt war, wenn die Dinge nicht nach meinen Wünschen liefen. Ich nahm demütig meine Lektionen entgegen und gewöhnte mir an, darauf zu vertrauen, dass das Leben mir immer das präsentiert, was ich gerade brauche. Dass die Welt, die ich sehe, ein Spiegel meiner inneren Welt ist. Und das war unfassbar befreiend - zu erkennen, dass ich meinen mentalen und emotionalen Zustand ganz allein in der Hand habe und nicht das Opfer meiner Umstände und der Launen meiner Mitmenschen bin. Dass ich entscheide, wie ich die Dinge sehe und dass die Energie, die ich aussende, 1 zu 1 reflektiert wird.
Und jetzt ratet mal, für wen ich nun wieder interessant wurde? Jawohl, für meinen Ex-Freund! Als ich mich zu einem eigenständigen, in Selbstliebe verankerten Mensch gemausert hatte, haben wir uns wiedergefunden. Als ich ihn nicht mehr brauchte, ist er zurück gekommen. Nun führen wir eine Beziehung, die auf tiefem Respekt, gesunden Grenzen und echter Liebe basiert. Keiner braucht den anderen, wir halten uns locker an den Händen und wachsen gemeinsam weiter.
Ihr werdet mich nie wieder sagen hören, dass Liebeskummer, eine Trennung oder Schwierigkeiten in einer Beziehung etwas schlechtes sind. All diese Dinge sind das beste, das mir hätte passieren können und ich bin unfassbar dankbar für all die Tränen, den Schmerz und die Auseinandersetzungen, denn ohne sie wäre ich nicht die, die ich heute bin.
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